2. Das Forschungsprojekt
Ausbilder und Berufspersonen in zahlreichen Berufen sowie gehörlose Erwachsene selber sagen, dass gehörlose Erwachsene oft Mühe hätten, spezielle Fachbegriffe zu verstehen. Das fehlende Wissen um technische Begriffe bedeutete bis jetzt, dass es für viele Hörbehinderte sehr schwierig ist, Zugang zu einer Berufsausbildung zu bekommen, welche jener von hörenden Gleichaltrigen gleichwertig ist. Das Gebärden-Fachlexikon-Projekt beabsichtigt deshalb, sowohl den hörbehinderten Gebärdenden als auch Lehrpersonen, Lehrmeistern, Beratern, DolmetscherInnen und Personen in der Dolmetscherausbildung Fachbegriffe sowohl in der Deutschschweizerischen Gebärdensprache (DSGS) als auch in Deutsch zu erklären.

In unserem 2-jährigen Nationalfonds-DORE-Projekt wäre es unmöglich gewesen, alle Fachgebiete zu erforschen. Deswegen hat sich das Projekt auf zwei Themen konzentriert. Auf der Basis der linguistischen und technischen Erfahrung mit diesen ersten Themen kann man dann später neue Fachgebiete und Gebärden dazufügen. Die zwei Fachbereiche, die für dieses DORE-Projekt entwickelt wurden, stehen im Zentrum der Interessen für die Partner sowie für die Dolmetscherausbildung an der Hochschule für Heilpädagogik (HfH):

• 2007/08 : Wirtschaft (Steuern, Kauf und Miete, Betriebswirtschaft)

• 2008/09 : Ernährung (Ernährungsformen, Nährstoffe, Gastronomie, Küchenfachwörter und Küchenutensilen)

Für jeden angesprochenen Fachbereich liefern Fachpersonen der Partnerschulen eine Liste von ca. 300 der meist gebrauchten technischen Fachbegriffe, die sie für gehörlose Studierende auf der entsprechenden Stufe der Ausbildung für wichtig halten. Die Fachpersonen sollen dabei auch eine deutsche Definition und praktische Beispiele für die entsprechenden Begriffe liefern.

Fachpersonen erklären die Fachbegriffe dem gehörlosen Mitarbeiterteam sowie einer ‚Expertengruppe’ von gebärdenden Personen mit Kenntnissen im spezifischen Bereich. Stellt die Expertengruppe fest, dass es noch keine konventionalisierte Gebärde für einen Fachausdruck gibt, bestimmen sie, mithilfe der DSGS Techniken für die Bildung neuer Gebärden, eine entsprechende mögliche Gebärde, oder allenfalls eine gebärdete Umschreibung, mit welcher die Bedeutung des Begriffs am Besten umschrieben werden kann. Die Gruppe bereitet dann eine Definition und Beispiele in DSGS für die entsprechenden Fachbegriffe vor, die mit einem gehörlosen Videomodell verfilmt werden. Schliesslich überprüfen Gebärdensprachdolmetscher, ob die deutschen und gebärdensprachlichen Versionen inhaltlich übereinstimmen.